Obwohl ich ja den Vorsatz hatte, 2012 alle Vorsätze Vorsätze sein zu lassen, habe ich ein paar klitzekleine Vorsätze für mein Buch-Jahr 2012 notiert. Unter anderem möchte ich mehr Leseeindrücke verfassen (was bedeutet, dass es mindestens sechs Leseeindrücke im Jahr 2012 geben wird ). Und deshalb gibt es nun gleich den ersten Leseeindruck zu John Irving – „Garp und wie er die Welt sah“.
Eckdaten
Autor: John Irving
Titel: Garp und wie er die Welt sah
Ersterscheinung: 1978
Seitenzahl: 656
Inhalt
„Garp und wie er die Welt sah“ ist die Biographie des (fiktiven) Schriftstellers T.S. Garp. Das Buch beschreibt sein Leben, von seiner Geburt, bis zu seinem Tode, mit allen seinen Höhe- und Tiefpunkten.
Mehr möchte ich an dieser Stelle gar nicht von dem Inhalt verraten, denn würde ich diese „Inhaltsangabe“ auch nur ein Quäntchen detaillierter fassen, müsste ich tatsächlich alle Begebenheiten dieses Buches aufzählen. Und das kann John Irving sicherlich viel besser .
Mein Leseeindruck
Ich habe „Garp und wie er die Welt sah“ von John Irving bereits am 26.01.2012 ausgelesen. Seit dem denke ich darüber nach, was ich von diesem Buch halte und komme dabei einfach auf keinen grünen Zweig. Ich stehe dem Buch sehr ambivalent gegenüber. Auf der einen Seite trifft John Irving mit diesem Buch genau meinen Geschmack, auf der anderen Seite hat es aber dann doch recht lange gedauert, bis ich es durchgelesen hatte (43 Tage, das entspricht 14,56 Seiten pro Tag).
Dass ich doch recht lange an „Garp und wie er die Welt sah“ gelesen habe, liegt mitunter sicherlich an der Struktur, beziehungsweise dem Aufbau des Buches. Es gibt definitiv in dieser Aneinanderreihung von Skurrilitäten einen roten Faden, aber (wie es so ein Leben nun einmal so an sich hat) ist es sehr Episodenhaft. Keine Frage, die einzelnen Episoden waren mitunter recht schnell und (ab und an auch) vergnüglich oder voller Unglaube zu lesen, ebenso schnell war das Buch aber auch wieder weggelegt nach einer abgeschlossenen Episode. Es fehlt einfach manchmal etwas, das von der einen in die andere Episode überleitet, was mich als Leser konstant an das Buch fesselt.
Und trotzdem konnte mich „Garp und wie er die Welt sah“ überzeugen. Ich mag einfach derartig skurrile Geschichten. Und skurril, das trifft den Nagel auf den Kopf. Nicht ein einziger Charakter würde von mir das Attribut „vollkommen normal“ bekommen. Jeder sticht aus irgendeinem Grund aus der Masse der 08/15-Gesellschaft heraus. Und selbst die Nebencharaktere haben eine nahezu liebevolle Zeichnung bekommen (einer meiner liebsten Charaktere ist die Putzfrau Jillsy Sloper). Daran merkt man auch, dass Irving von Zeit zu Zeit ein wenig abschweift und seine Aufmerksamkeit Nebenhandlungen zukommen lässt, die die Geschichte nicht weiterbringen. Mich hat das nicht sehr gestört, ich könnte mir allerdings vorstellen, dass sich daran einige Leser durchaus reiben könnten.
Garp geht in seinem Leben wahrlich durch so einige Hochs und Tiefs und ich habe ganz sicher oft den Kopf geschüttelt. Die Geschehnisse in diesem Buch sind wohl auch mit „skurril“ am besten zu beschreiben. Einige gehen deutlich unter die Gürtellinie, das sollte nicht unerwähnt bleiben. Gefallen hat mir, dass alles sehr unvorhersehbar war. Ich konnte nie vorausahnen, was mich auf der nächsten Seite erwartet. Und auch das Ende war für mich überraschend (wobei ich mir, als ich im Nachhinein darüber nachdachte, auch gar kein anderes Ende hätte vorstellen können). Besonders gefallen hat mir auch der Epilog, in dem Irving über den Verbleib der anderen Charaktere informiert. Auch hier ist noch das eine oder andere Schmankerl zu lesen, den Epilog sollte man auf keinen Fall überblättern.
Das Sprachniveau ist recht niedrig, die Sätze sind nicht zu lang, alles ist in schöne kurze Absätze eingeteilt, kurzum, das „Garp und wie er die Welt sah“ ist gut zu lesen.
Fazit
Ob nun „Garp und wie er die Welt sah“ tatsächlich ein TOLLES Buch ist, das muss wohl jeder selbst entscheiden. Ich kann mir vorstellen, dass nicht jeder etwas mit so einem wirklich (und auch auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole) skurrilen Buch etwas anfangen kann. Ich jedoch fand das Buch sehr gut und es war ganz sicher nicht mein letzter Irving!
Hinweis
Das von mir gelesene Buch war eine Leihgabe der Mutter meiner Schwägerin (ich habe es also noch nicht selber erstanden). Dieser von mir veröffentlichte und natürlich vollkommen unprofessionelle Leseeindruck basiert auf meiner tatsächlichen Meinung, es hat mich niemand dafür geschmiert.
Ich mag den Hinweis. Danke, dass du dies erwähnst. Man ist ja vor nichts mehr gefeit…
Wie wahr, wie wahr. Ein derartiger Hinweis wird nun unter jedem Leseeindruck landen… Besser ist das *g*.
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