Eckdaten
Autor: Volker Klüpfel / Michael Kobr
Titel: Milchgeld – Kluftingers erster Fall
Ersterscheinung: 2005
Seitenzahl: 310
Inhalt
Der erfolgreiche Käser und Lebensmittelchemiker Philip Wachter wird tot in seiner Wohnung aufgefunden. Offenbar wurde der Mann mit einer Gardinenkordel erdrosselt. Kommissar Kluftinger nimmt die Ermittlungen auf und muss feststellen, dass man in der Milch- und Käsebranche auf eine weiße Weste kaum mehr Wert legt.
Mein Leseeindruck
Als allererstes möchte ich auf die Szenerie des Buches zu sprechen kommen. Ich gebe es ja zu, ich mag diese Orte mit vorgespielter Idylle, an denen es hintergründig stets ordentlich brodelt und jeder Bewohner alles über jeden weiß. Kleinstadt- oder Dorfromane fallen damit eindeutig in mein Beuteschema (übrigens auch zB der Krimi, der in einer Schrebergartenanlage spielt, welcher auch schon auf meiner Wunschliste steht ). Es verwundert daher kaum, dass meine Freundin mir sogleich dieses Buch unter die Nase hielt, als das Gespräch einmal wieder auf literarische Vorlieben gelenkt und eben diese spezielle Vorliebe thematisiert wurde. Und natürlich wurden meine Ansprüche dahingehend vollkommen befriedigt. Das scheinbar idyllische Allgäu mit den netten, stets wachsamen Nachbarn und der naturbelassenen Landschaft… . Sehr schön!
Kommissar Kluftinger, Brutzele, ist sehr erfrischend. Der Gute erfüllt nämlich keines der gängigen Kommissar-Klischees. Er ist kein Frustsäufer, deprimiert ist er nicht und auch kann man ihn nicht als Choleriker bezeichnen. Vielmehr hat der Mann eine Vorliebe für Kässpatzen und Käse, er spielt in der Altusrieder Musikkapelle die dicke Trommel, er hat eine gesunde Antipathie gegen die Freunde seiner Frau, Bier trinken mit Freunden nach der Probe findet er „priml“ und ihm wird beim Anblick einer Leiche speiübel. Wie gesagt – wirklich eine schöne Abwechslung! Auch die anderen Ermittler Maier, Hefele oder Strobl oder Kluftis Sekretärin überzeugen, wenn auch manchmal durch ihre Naivität.
Besonders schön finde ich auch die Spielereien mit der Sprache. Kluftinger Sekretärin ist etwa eine „Zugezogene“ und ist mit den sprachlichen Eigenheiten des Allgäus noch nicht sehr vertraut, was sie in regelmäßigen Abständen in das ein oder andere Fettnäpfchen treten lässt. Besonders schön sind auch die Gespräche mit Kluftingers Vorgesetztem: Lodenbacher. Den Sinn seiner Aussagen habe ich nur verstehen können, wenn ich sie laut vorgelesen habe – Klüpfel und Kobr haben ihm einen breiten Dialekt verpasst. Zum Glück bin ich nie in der Bahn über ein Gespräch zwischen Kommissar und Vorgesetztem gestolpert – meine Sitznachbarn hätten sich sicher köstlich amüsiert. Übrigens ging dies nicht nur mir so, auch meine Freundin gab zu, diese Passagen laut vorgelesen zu haben – was ihren Mann das eine oder andere Mal zu einem fragenden Blick veranlasst hat. Ich kann es mir vorstellen!
Die Story an sich ist nicht die neueste und sicher ist auch die Auflösung nicht revolutionär, auch wenn sie skandalös ist. Dies war jedoch sicherlich auch nicht das Ziel des Autoren-Duos. Die beiden wollten einen humoristischen Allgäu-Krimi verfassen und das haben sie mit Bravour gemeistert.
Fazit
Wer auf neugierige Nachbarn und Kleinstadtatmophäre gepaart mit einem handfesten Wirtschaftsdelikt steht, wer einen erfrischend abwechslungsreichen Kommissar kennenlernen und sich von einem Buch einfach nur gut unterhalten lassen möchte, der sollte bei diesem Buch unbedingt zugreifen. Ich jedenfalls finde es PRIML und werde sicherlich auch die Folgebände lesen!
Hinweis
Eine liebe Freundin hat mir dieses Buch zum Zwecke der Unterhaltung ausgeliehen. Sie hat mir nicht damit gedroht, dass ich mit Langhammer Kässspatzen essen muss, wenn ich keinen Leseeindruck verfasse – dies habe ich aus freien Stücken getan.