Jussi Adler Olsen – Erbarmen: TOLLER Lesestoff?

Die Zusammenfassung des Buches habe ich schon am letzten Mittwoch geschrieben. Dass ich mich erst jetzt aufraffen kann, diesen Leseeindruck zu formulieren, hat mit dem Buch selbst zu tun. Aber hier erst einmal meine Meinung:

Inhaltsangabe:

Die aufstrebende Politikerin Merete Lyngaard trennt ihr Privatleben strikt von ihrem politischen Leben. Zu Hause kümmert sie sich liebevoll um ihren Bruder Uffe, der seit einem Autounfall in seiner eigenen Welt zu leben scheint. Eines Merete und Uffe sich auf den Weg in den gemeinsamen Urlaub machen, verschwindet Merete plötzlich von dem Schiff.

Ihr Verschwinden ist der erste Fall von Carl Mørk, dem Chef des neuen Dezernats für ungelöste Fälle mit speziellem öffentlichen Interesse. Zusammen mit Hafez el-Assad macht er sich auf die Suche nach der Lösung des Falls Merete Lyngaard.

Meine Meinung:

Tja, was soll ich sagen? Ich hatte sehr hohe Erwartungen an das Buch, was es mir doch von mehreren Stellen wärmstens empfohlen worden. Auch im Forum sind viele positive Rezensionen zu lesen. Dass ich das Buch nicht schon eine ganze Weile gelesen habe, lag einzig und allein an dem bereits beschriebenen Preisproblem. Natürlich habe ich direkt mit „Erbarmen“ angefangen, als ich „Mieses Karma“ ausgelesen hatte.

Zunächst einmal finde ich die Hauptperson Carl Mørk sehr klischeebeladen. Der Mann ist am Tiefpunkt seines Lebens angelangt, schlimmer kann es eigentlich kaum noch werden für ihn. Was mich wunderte war lediglich die Tatsache, dass Olsen ihn nicht „an die Flasche gehangen hat“. Trotz all dieser Tiefschläge, geht Carl Mørk ziemlich unbekümmert durchs Leben. Mit dem neuen Job, der ihm zugefallen ist, da seine Kollegen nicht mehr mit ihm arbeiten wollen, fallen ihm auch gleich noch eine neue Putzkraft, technisches Spielzeug und ein neuer Dienstwagen in den Schoß. Mørk ist eine ziemlich flachgehaltene Persönlichkeit, ich hätte mir erheblich mehr Reaktionen auf seine Umwelt gewünscht, denn Potential ist auf jeden Fall vorhanden.

Auch Assad entspricht den gängigen Klischees. Im Gegensatz zu Mørk ist er jedoch zumindest eine heitere Persönlichkeit. Wenn Assad auftaucht, wird es für den Leser in der Regel recht amüsant. Obwohl Olsen diesem wichtigen Charakter einen geheimnisvollen und unterschwellig kriminellen Touch verleihen wollte, stelle ich ihn mir als jemanden vor, der mit  nahezu grenzdebilem Grinsen im Gesicht jedem Rock hinterherschaut. Irgendwie keine Gelungene Mischung.

Die Story an sich konnte mich auch nicht unbedingt überzeugen. Es fängt schon damit an, dass der Autor Meretes Martyrium nicht sehr glaubhaft schildert. Ihre Gedanken, ihre Gefühle, ihr ganzes Handeln scheint mir viel zu klar und zu „gesammelt“ für ihre Situation. Natürlich möchte ich ihr ein solches Verhalten nicht gänzlich absprechen, denn dass sie eine Politikerin mit Kalkül ist, beweist sie ja beruflich zu genüge. Aber für das, was der Autor für sie erdacht hat, ist sie noch viel zu rational, glaube ich. zudem ist schon viel zu früh absehbar, was im Buch gespielt wird. Der Autor streut zwar nur nach und nach Hinweise ein, aber wer eins und eins zusammenzählen kann, wird schnell auf die Lösung des „Rätsels“ kommen. Viele Alternativen gibt es ja auch nicht. Mørk und Assad brauchen hingegen recht lange, um auf die Lösung zu kommen. Das Ende bildet ein ziemlich langer Showdown, in dem Mørk und Assad nicht nur ihren, sondern auch gleich den aktuellen Fall der Mordkommission lösen. Zahlreiche (teilweise auch vollkommen überflüssige) Handlungsstränge werden jedoch nicht zu ende geführt, was dem Buch auch nicht so zu gut kommt.

Da sich das Buch schnell runterlesen lässt und weil Mørk und Assad trotz der weniger ansprechenden Story ein interessantes Duo darstellen, erreicht das Buch 2,5 von 5 Punkten. Ob ich die Folgebände auch lese, muss ich noch überlegen. „Erbarmen“ war nicht so TOLL, wie ich es mir erhofft hatte.

Ihr seht, ich bin nicht wirklich begeistert von „Erbarmen“. Vielleicht waren auch einfach meine Erwartungen an das Buch zu hoch. Ich bin relativ enttäuscht, was auch der Grund dafür ist, dass ich so lange gebraucht habe, um diesen Leseeindruck zu verfassen.

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Geduld ist etwas TOLLES: Das Warten auf Taschenbücher wird oft belohnt!

An dieser Stelle muss ich vielleicht etwas ausholen. Jene, die mich kennen, wissen von meinem „kleinen“ Büchertick. Es ist so, dass ich am liebsten neue Bücher mag, frisch gedruckt und am besten auch noch eingeschweißt. Taschenbücher mag ich lieber als gebundene Ausgaben (Joanne K. Rowlings Harry Potter-Reihe stellt eine Ausnahme dar, diese Bücher stehen hier ausschließlich in gebundener Form (Carlsen – deutsch und Bloomsburry – englisch). In der Regel kaufe ich meine Bücher neu, Antiquariate oder Flohmärkte suche ich eher nicht auf. Denn die meisten Bücher erfüllen nicht meine Ansprüche, wenn ich Bücher kaufe dürfen sie keine Ecken, Dellen oder „Schiebekratzer“ aufweisen. Ein ganz komischer Spleen! Ich achte auch beim Lesen sehr penibel darauf, dass die Buchrücken nicht gebrochen werden (bei dickeren Büchern ein Kunststück!). Mein Bücherregal sieht demnach so aus, als stünden dort nur neue oder fast neue Bücher (Schul- und Unibücher zählen nicht dazu, denn die sehen mitunter recht bearbeitet aus ;) ). Weil ich sehr eigen bin mit meinen Büchern, verleihe ich sie auch in der Regel nicht (Ich habe mal eins verliehen, das habe ich mit einem Kaffeetassenrand zurück bekommen, von da an habe ich kein Buch mehr rausgegeben :) ).

Da ich sehr eigen bin, was die Bücher angeht, habe ich auch gewisse Preisvorstellungen. Seit einiger Zeit machen sich auf den Büchertischen in den Buchläden Paperbacks breit, die eigentlich nur größere Taschenbücher sind. Angefangen hat das ganze  bei der Fantasy (eines meiner bevorzugten Genres). Ganz schleichend schritt dieser Prozess voran, zunächst veröffentlichten nur die „großen Autoren“ der Fantasy in dem Format, etwa Markus Heitz oder Bernhard Hennen, später aber kamen immer mehr Autoren dazu, auch gänzlich unbekannte Autoren veröffentlichen mittlerweile in diesem Format. Daran ärgert mich einiges. Das fängt bei dem Preis an. Dieser liegt in der Regel zwischen dem Preis für ein normales Taschenbuch und dem Preis für eine gebundene Ausgabe (sofern es eine gibt). Weiter geht es mit der unhandlichen Größe und dem damit verbundenen Gewicht der Bücher. Da ich oft in der Bahn lese, begleiten meine Bücher mich oft im Rucksack. Ein großes Buch hat nicht nur mehr Gewicht, es nimmt auch mehr Platz im Rucksack weg. Das alles würde ich natürlich auch in Kauf nehmen, wenn die Qualität der Bücher auch dem Preis entsprechen würde, was leider nicht der Fall ist. Denndie Paperbacks sind eben doch nur Taschenbücher und bekommen genauso Dellen und abgeriebene Kanten wie Taschenbücher in der normalen Größe. Besonders ärgerlich ist das, wenn es „Schmuckausgaben“ sind, oder aber Ausgaben mit besonders aufwändig gestaltetem Cover (zum Beispiel Markus Heitz – „Kinder des Judas“). Die Bücher sehen toll aus, sind aber einfach unpraktisch. Was mich so daran ärgert ist, dass die Bücher preislich so wenig unter der gebundenen Ausgabe liegen, aber dennoch die Qualität von Taschenbüchern haben. Aus diesem Grund habe ich bereits vor geraumer Zeit beschlossen, Bücher in derartigen Formaten nicht mehr zu kaufen. Man soll mich nicht falsch verstehen, ich gönne ja dem Autor den höheren Gewinn, möchte dann für mich aber auch ein Produkt besserer Qualität haben.

Weil das so ist, muss ich oft ziemlich lange auf ein bestimmtes Buch warten. Das macht mir nicht so viel aus, warten kann ich gut. Es ist ja auch nicht so, als würde ich das nicht schon von der Warterei auf die Taschenbuchausgaben der Hardcover kennen. Es bereitet auch immer wieder Freude, wenn man sehr lange auf ein ganz bestimmtes Buch gewartet hat. Es ist richtig TOLL, wenn ich ein Buch, auf das ich lange gewartet habe, endlich kaufen kann. Und genau das ist heute wieder einmal vorgekommen. Bereits letztes Jahr hatte mir eine Kommilitonin diese Buchreihe empfohlen, aber natürlich gab es sie nur als Paperback… Heute habe ich das Buch endlich als Taschenbuch gefunden: Jussi Adler Olsen – „Erbarmen“. Als ich bei Amazon nachsah, stellte ich fest, dass diese Ausgabe bereits seit Februar erhältlich ist. Dass ich das nicht wusste, wundert mich eigentlich nicht direkt. Denn hauptsächlich kaufe ich meine Bücher in einem Laden der bekannten großen Buchketten (denn auch wenn ich deren Politik auch nicht unterstützen möchte, habe ich dort oft zweifach eine große Auswahl: die Läden führen zahlreiche Bücher, auch der Fantasy-Bereich ist sehr groß und es gibt oft mehrere Exemplare von einem Buch, sodass ich nach einem „unbeschädigten“ suchen kann). Dass diese Läden aber nach wie vor nur die Paperbacks auslegen, ist wohl kaum ein Wunder.

Ich bin jedenfalls Glücklich, dass ich das Buch endlich ergattern konnte, auch wenn ich wohl nun wieder lange warten muss, denn die Teile zwei und drei werden wohl erst später als Taschenbuch erscheinen. Aber das werde ich auch ganz in Ruhe aussitzen ;) .

Jussi Adler Olsen – „Erbarmen“ als Taschenbuch ergattert zu haben ist einfach TOLL!

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