P.J. Tracy – Mortifer
Inhaltsangabe:
Grace, Annie und Sharon, befinden sich auf dem Weg zum neuen Einsatzort der entwickelten Verbrechersoftware (die Frauen sind den die Lesereihenfolge beachtenden Lesern bekannt; es handelt sich um die beiden Computerspezialistinnen Grace MacBride und Annie, sowie die FBI-Agentin Sharon; bei der Software handelt es sich um ein Programm, das Falldetails miteinander vergleichen kann, um so Gemeinsamkeiten von offenen Fällen aufzudecken). Mitten im Hinterland von Wisconsin bleibt ihr Wagen liegen, die drei müssen sich zu Fuß auf den Weg zu einer Tankstelle machen. Was sie nicht wissen ist, dass sie geradewegs in ein Wespennest hineinlaufen, als sie die Geisterstadt Four Corners betreten. Schnell wird ihre Anwesenheit bemerkt, für die Frauen beginnt ein Kampf ums nackte Überleben.
Meine Meinung:
Eins vorweg: wer die Vorbände kennt, wird auch bei „Mortifer“ vom Stil und vom Witz her sicher auf seine Kosten kommen. Der Leser muss auch in diesem Band nicht auf schadenfrohe oder herbe Gespräche verzichten. Das Schreiberduo P. J. Tracy versteht es einfach sehr gut, auch in der dunkelsten Stunde des Romans beim Leser noch einen Lacher zu erzeugen, ohne dabei abgedroschene Wortwitze oder klischeebeladenen Smalltalk heranziehen zu müssen. „Mortifer“ kommt jedoch sicherlich nicht an die beiden Vorgängerbände „Spiel unter Freunden“ und „Der Köder“ heran. Problematisch ist, dass das Schreiberduo hier irgendein wahnwitziges Verschwörungsszenario aufbauen möchte, leider wird dabei jedoch eine plausible Begründung vergessen. Ich glaube sehr wohl, dass es Menschen auf dieser Welt gibt, die derartige Phantasien haben und vollkommen real mit einer Gruppe zusammen einen derartigen Anschlag planen, aber doch nicht ohne Begründung… Tracy hat keine Zeit darauf verschwendet, dem Leser ein glaubwürdiges Motiv zu präsentieren, was den Text wirklich schwächt. Für die Story an sich fehlt einfach jegliche Motivation. Klar, nachdem der Unfall passiert ist, musste natürlich etwas passieren, aber warum es überhaupt zu der PLANUNG des Attentats kam, das wird nur minimal angerissen und hat zumindest mich nicht überzeugen können. Und vor diesem Hintergrund kann sich die Story auch nicht wirklich entwickeln. Es ist einfach nicht glaubhaft, auch wenn man zeitweise mit Annie, Grace und Sharon mitfiebert, die ganze Verfolgungsjagd war einfach too much und enthielt zahlreiche hanebüchene Momente.
Es mich gefreut hat, der Monkeewrench-Crew und den Cops der verschiedenen Bezirke, Halloran, Bonar, Magozzi und Gino wiederzubegegnen, die dem Leser so begegnen, wie er sie auch in den Vorgängerbänden schon kennengelernt hat. Aber leider konnten auch die TOLLEN Charaktere nicht über die schwache Story hinweghelfen: das war irgendwie nichts Halbes und nichts Ganzes. Auf jeden Fall nicht so TOLL wie die Vorgänger.
P.J. Tracy – Mortifer erhält 2 von 5 Punkten
Ein kleiner Tipp von mir: Dies ist der dritte Teil einer Reihe, bei der es sinnvoll ist, mit dem ersten Buch zu beginnen. Zwar sind alle Bände abgeschlossene Romane, aber dennoch wird ohne das Wissen der Vorgänger vielleicht einiges unschlüssig bleiben. Zum Beispiel das Verhalten von Grace MacBride oder die Motivation für eine Reise quer durch das Land um in einem verschlafenen Dorf mit einer Software nach einem Mörder suchen zu wollen. Band 1 („Spiel unter Freunden“) und Band 2 („Der Köder“) sind auch definitiv lesenswert!